Wabi Sabi ein weiterführender Gedanke

16/12/2025

Wabi Sabi ein weiterführender Gedanke. In einem japanischen Wörterbuch werden Sie vergeblich nach wabi-sabi suchen. Der zusammenhängende Begriff existiert schlicht gar nicht. Fragen Sie einen gebildeten Japaner nach wabi-sabi und was es bedeutet, wird er jedoch mit einiger Sicherheit darauf antworten können.

Sabi, ein aus der chinesischen Dichtung entlehntes Wort, welches damals die Bedeutung von verlassen, trostlos, traurig hatte, tauchte erstmals in Japan im 8. Jahrhundert auf.
Ab dem 13. Jahrhundert war sabi zu einem künstlerischen Ideal geworden. Die Dichtung, Literatur, Theater, Raumgestaltung und Malerei erfasste die sabi-Empfindsamkeit. Sabi bedeutete, sich an dem zu erfreuen, was alt, angegriffen und einsam ist. Es wurde die Schönheit der verwelkten Dinge damit bezeichnet. Nun fand man auch Objekte, die nicht zusammenpassend oder gar unvollständig waren, als bewundernswert.

Am Ende des 15. Jahrhunderts tauchte dann der Begriff wabi im Umkreis der Tee-Zeremonie auf. Auch dies ist ein, wie sabi, altes Wort aus dem Man’yôshû (Sammlung der zehntausend Blätter), der ältesten erhaltenen japanischen Gedichtanthologie und hatte erst einen negativen Klang, wie traurig, einsam oder verzweifelt.

In dieser Zeit, die von schrecklichen Kriegen begleitet war, wurde der wabi-Tee im Teeraum erfunden. Wabi-Teeräume waren eng bemessen und relativ schlicht. Oft in kleineren Häuschen, umgeben von Gärten untergebracht und losgelöst von den Problemen der Außenwelt. Hier entstanden in dieser Atmosphäre dann künstlerische und philosophische Werte.

Der wabi-Tee übernahm das als yûgen bekannte Flair des Nô (japanische Theaterkunst). Yūgen ist die bildliche Darstellung der Jenseitsgerichtetheit am Schnittpunkt von Sein und Nichtsein. Es ist die eines tiefen Mysteriums, inspiriert vom Shintô-Glauben. Dadurch war die Gestaltung des Teeraums vom Zen beeinflusst, insbesondere die radikale Vereinfachung bis hin zur Ästhetisierung der Armut, Bescheidenheit und Demut. Denn man ging aufrecht in einen Teeraum hinein, verließ diesen aber wieder durch eine enge Öffnung in einer demütigen und gebückten Haltung.

Wabi-Sabi wurde bis heute nicht in der japanischen Sprache miteinander verschmolzen. Obwohl der Eindruck zum greifen nahe scheint. Die einen wählen sabi zur Beschreibung der eher greifbaren stofflichen Qualitäten wabi ähnlicher Objekte und wählen wabi selbst, wenn man es eher intuitiv/emotional beschreibt. Daher ist wabi manchmal sabi und umgekehrt. Es sind letztlich auch austauschbare Begrifflichkeiten.

Wabi-Sabi entsteht durch die Schönheit am Rande des Nichts. Es rührt von etwas sehr Schwerwahrnehmbarem, Undeutlichem, Zartem bis hin zum Subtilen, was sehr leicht zu übersehen ist. Es ist genau diese schwer zu erkennende Schönheit, die es zu finden gilt.

Im Gesamtkontext von Wabi-Sabi sind alle ästhetischen Komponenten miteinander verwoben.

In der japanischen Darstellung des schöpferischen Prozesses, können Dinge sehr spontan abseits technischen oder konzeptionellen Eingreifens erscheinen. Es ereignet sich einfach. Für mich wirken mit Wabi-Sabi Eigenschaften versehene Objekte beinahe mystisch.

Da ich den Text gleich poste und diesen auch mit einem meiner Werke versehe, muss ich ganz klar unterstreichen, da es KEIN digitales Wabi-Sabi geben kann!
Wabi-Sabi ist der exakte Gegenpol zur ständig fortschreitenden Digitalisierung der Realität.

DIGITASLISIERUNG IST ÄSTHETISCH VÖLLIG GEISTLOS UND WIRKT BEI STÄNDIGEM GEBRAUCH ABSOLT ABSTUMPFEND.

Deswegen kann ich Sie nur dazu einladen, eine Ausstellung von mir zu besuchen, oder bei einer meiner Galerien einen Besuch zu vereinbaren und mit meinen Werken in einen realen Dialog zu treten.

Die hier gezeigte Zwiebel ist bis hierher eines meiner letzten geschaffenen Werke und vereinigt für mich alle oben näher beschriebenen Eigenschaften.

Dieser Text ist kein gesichtsloser KI-generierter Text, sondern ist so aus mir selbst entstanden.

Ein Buch was ich Ihnen zu diesem Thema wirklich empfehlen kann: Leonard Koren, Wabi-Sabi, Woher? Wohin?