Wie entsteht ein Bild, über mein fotografisches Schaffen

06/03/2024

Über mein fotografisches Schaffen

Früher wurden Fotografen zeitweise Lichtbildner genannt. Daraus erschließt sich, dass Licht und der Umgang damit etwas Essenzielles für die Fotografie ist.
Gleichzeitig aber ist das rudimentär Wichtige der Bildausschnitt. Um meine Arbeitsweise, die ich als unzeitgemäß skizzieren würde zu beschreiben, wie ich vorgehe um zu einem Thema zu einem Bild zu kommen, ist es für mich wichtig, sehr viel zu lesen-hauptsächlich Gedichte aus dem Barock.
Zum Beispiel die naturlyrische Gedichtsammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“,in der die Natur in ihrer Schönheit und Nützlichkeit als Mittler zwischen Mensch und Gott reflektiert wird. Auch alle Formen der japanischen Dichtung der letzten 1000 Jahre, aber auch philosophische und theosophische Werke wie die Schriften Jacob Böhmes. Ich schaue mir auch gerne Kunst an. Alte Meister sowie auch zeitgenössische Kunst.

Durch die Umgebung meines Auswachsens, durch meine Vergangenheit, sowie auch durch meine eigene Spiritualität habe ich von je her einen starken Bezug zur Natur.

Bei meinen Spaziergängen beobachte ich sehr viel. Manchmal suche ich auch gezielt nach Objekten, oft aber lasse ich mich einfach treiben. Wenn ich dann etwas entdecke bleibe ich stehen und halte erst einmal inne. Dann überlege ich, wie ich das gewählte Objekt aus der Natur in meinem Atelier zu einem Bild werden lassen kann. Durch die von mir eingesetzte und aus der Zeit gefallenen fotografische Technik wird alles einfach nur einmal mehr oder weniger neutral festgehalten. Im Augenblick der Belichtung, die bis zu 10 Minuten andauern kann, wird die Zeit eingefroren und es entsteht eine Darstellung, die weit über das hinaus geht was das menschliche Auge in der Realität sieht.
Erst danach entdecke ich dann in meinen Bildern, auch bedingt durch die immer differenziert in Erscheinung tretenden chemischen Artefakte, Dinge, die ich vorher selbst nicht bewusst wahrgenommen habe.

Auf meinen täglichen Spaziergängen mit meinem Hund kam ich jahrelang an einer Wiese vorbei. Eines Tages entdeckte ich eine im Wind sich wiegende Gruppe von vertrockneten Gräsern. Ich beobachtete die Gräser über mehrere Tage hinweg oft stundenlang. Die Gräser erschienen mir wie eine wunderbare Ballettaufführung. Ich verspürte eine große Faszination. Die Gräser packten mich auch emotional. In diesem Moment der inneren Einkehr, dem bewussten Einlassen, entstehen dann meine scheinbar einfachen und doch komplexen Bildwelten.
So gibt es zu allem, was ich abbilde eine gewisse emotionale Aufladung, die der Betrachter nachempfinden kann, wenn er das Bild auf sich wirken lässt.

Durch die Ruhe, die meine Arbeiten ausstrahlen, springen diese dann zwischen Fantasie und Realität hin und her. Letztendlich ist dies auch das Geheimnis-dass mein Schaffen darin besteht, für den Betrachter dies zu erschließen.