Tanzaku Sumi-e Steffen Diemer

12/11/2020

Tanzaku Sumi-e Steffen Diemer. Der verfügbare Raum ist durch die geringen Abmessungen von 8 x 36cm stark reduziert. Das Format stellt eine extreme Herausforderung dar und stellt die höchste Form des Sumi-e dar.
Was ist Sumi-e und woher kommt es, hier eine kurze Einführung dazu: In einer alten chinesischen Legende wurde ein Künstler namens Zhang Seng You 張僧繇 gebeten, ein Wandbild in einem Tempel zu malen. Er malte mehrere Drachen, ließ aber die Pupillen aus ihren Augen aus. Der Abt fragte ihn, warum. Zhang erklärte, wenn er die Pupillen malte, würden die Drachen lebendig werden. Auf Drängen des Abtes fuhr Zhang fort, die Augen der Drachen zu malen. Sobald er die Pupillen auf einem der Drachen fertig gemalt hatte, erwachte er zum Leben und flog in einem tosenden Blitz davon :-)
Diese Geschichte verkörpert die Philosophie des Sumi-e. Das Ziel besteht nicht einfach darin, die Erscheinung des Subjekts wiederzugeben, sondern seine Seele einzufangen. Um ein Pferd zu fotografieren, muss man sein Temperament besser verstehen als seine Muskeln und Knochen. Um eine Blume in Szene zu setzen ist es nicht notwendig, ihre Blütenblätter und Farben perfekt aufeinander abzustimmen, es ist aber wichtig, ihre Lebendigkeit und ihren Duft zu vermitteln. Sumi-e kann als eine früheste Form der impressionistischen Kunst angesehen werden, die das Unsichtbare einfängt.

In seinem klassischen Buch -Komposition- schrieb der amerikanische Künstler und Pädagoge Arthur Wesley Dow (1857-1922) dies über Sumi-e: "Der Maler ... brachte auf dem Papier so wenig Linien und Töne wie möglich an; gerade genug, um Form, Textur und Wirkung spürbar werden zu lassen. Jeder Pinselstrich muss voll mit Bedeutung aufgeladen sein, und nutzlose Details müssen eliminiert werden. Wenn man alle guten Punkte einer solchen Methode zusammenfügt, erhält man die Qualitäten der höchsten Kunst.

Dow strebte nach harmonischen Kompositionen durch drei Elemente: Linie, Notan und Farbe. Dow strebte nach harmonischen Kompositionen durch drei Elemente: Linie, Notan und Farbe. Bemerkenswert ist, dass der Begriff Notan (oft vereinfachend mit dunkel-und-hell übersetzt) von zwei Zeichen abgeleitet wurde, die ursprünglich im chinesischen und japanischen sumi-e verwendet wurden: no 濃 (dicht) und tan 淡 (verdünnt). In seinem ursprünglichen Kontext bedeutet Notan also mehr als nur eine dunkel-helle Anordnung, es ist die Grundlage für die schönen Nuancen in der Tonalität. Dieses uralte ästhetische Konzept der tonalen Ausgewogenheit spricht mich ungeheuer an und ist auch eine meiner Arbeitsgrundlagen. Tanzaku Sumi-e Steffen Diemer